Hrsg.: Dietlind Kreber
224 Seiten, 11,90 €
Windspiel-Verlag
ISBN 978-3-9813966-1-4

Ein Antrag mit Überraschungen

Das Öffnen der Tür riss Thorsten aus seinen Gedanken. Er schaute auf und erblickte Giuseppe. Der Eigentümer des Restaurants hatte ihm den neuen italienischen Kellner bei seiner Ankunft vorgestellt, mit dem Hinweis, dass er an diesem Abend nur für ihn und seine Begleitung zuständig sei.

"Alles in Ordnung?", fragte Giuseppe, nachdem er an den Tisch herangetreten war.

Thorsten spürte, wie die Aufregung seinen Hals ganz trocken werden ließ. "Ja, danke. Alles in Ordnung."

Am liebsten hätte er schon jetzt ein Glas Wein bestellt, um sich Mut anzutrinken, aber er wusste, dass er nicht viel Alkohol vertrug und wollte nicht riskieren, dass er seinen Antrag womöglich lallend vorbrachte.

Giuseppe nickte und zwinkerte Thorsten kurz zu. "Sie wird dahinschmelzen, glauben Sie es mir. Wenn es um romantische Abende zu zweit geht, sind die Frauen alle gleich. Ich habe da so meine Erfahrungen." Jetzt grinste Giuseppe über das ganze Gesicht und deutete eine kleine Verbeugung an, bevor er den Raum wieder verließ.

Zwei Stunden später lag der italienische Frauenkenner in seltsam verdrehter Haltung auf dem glänzenden Parkettboden. Um ihn herum breitete sich eine immer größer werdende Blutlache aus, die nicht nur den Boden verunzierte, sondern auch dem "Gespickten Tafelspitz", der mit Giuseppe im Augenblick seines Todes zu Boden ging, eine so nicht vom Koch geplante Note verlieh. Im Abschlussbericht des Gerichtsmediziners würde das Wort "Hinrichtung" stehen, was angesichts der Tatsache, dass Giuseppes Körper von fünfzehn Kugeln durchsiebt war, durchaus seine Berechtigung hatte.

Thorsten konnte noch immer nicht fassen, was geschehen war...