Hrsg.: Dietlind Kreber
192 Seiten, 9,90 €
Windspiel-Verlag
ISBN 978-3-9813966-2-1

Nur ein dummer Jungenstreich

"Was glaubst du, warum wurde uns das Handy zugespielt?"

"Ich denke, dass einem der Beteiligten die Sache zu heiß geworden ist. Vielleicht war er auch nur ein Mitläufer und hat das Ganze nicht verkraftet. Er traut sich allerdings nicht, seine Kumpels anzuzeigen. Deshalb sollen wir jetzt ran."

Patrizia sah Wendland angespannt an. "Wo sollen wir ansetzen, Karsten? Das einzige, was wir anhand der Datumsanzeige und Aufnahmezeit wissen, ist dass das Video in der vergangenen Nacht gedreht wurde. Irgendwo am Strand. Aber wo, wissen wir nicht."

"Ich bin mir sicher, dass die Aufnahme in Scharbeutz gemacht wurde." Wendland setzte das Video auf die ersten zehn Minuten zurück und stellte die Zeitlupe ein. "Schau genau hin. Hier dreht sich der Typ, der filmt, zu seinen Kumpels um."

Die Kamera schwenkte über das Wasser, Wendland deutete auf einen schemenhaften Umriss, der dabei ins Bild kam. "Das muss die Wasserski-Anlage bei der Seebrücke sein."

Als die Kamera zum Stillstand kam, sah man drei männliche Personen im Teenageralter. Sie trugen Jeans und T-Shirts, ihre Gesichter waren deutlich zu erkennen. Im ersten Moment konnte man annehmen, eine Gruppe ausgelassener Jugendlicher vor sich zu haben. Die Jungen lachten, klopften sich auf die Schenkel und rempelten sich immer wieder kumpelhaft an. Aber dann waren einzelne Sätze zu hören.

"So Leute, kommt. Jetzt wollen wir die Alte mal richtig aufmischen. Dann wird ihr die große Klappe schon vergehen."

Die Kamera zoomte auf das Gesicht des Sprechers. Es wäre anziehend gewesen, mit hohen Wangenknochen und einem sinnlichen Mund, hätte nicht dieser Ausdruck von unverhüllter Brutalität in den tiefblauen Augen gelegen.